Blieb immer in der DDR, protestierte aber schon 1965 auf dem
11.SED-Plenum gegen Zensur und 1976 gegen die
Biermann-Ausweisung.
In einem Interview
mit der ZEIT sagte sie zu ihrem Schreiben (weil sie sich nicht
in der Lage sieht, Krimis zu schreiben): Ich versuche, einen
Raum zu erzeugen, in dem das Irrationale, wenn es Macht hat, wie
in Kassandra und Medea, durch, ja: humane
Werte ein Gegengewicht bekommt.
Im selben Interview über Tod und Vergessen: Wenn ein
Mensch stirbt, stirbt alles mit ihm, was er je erlebt, was er je
gedacht hat, und das finde ich unfasslich. Es nützt nichts, wenn
ich so wenig wie möglich vergesse, der Mensch ist ja trotzdem
weg. Gerade bei Menschen, die ein reiches Leben hatten, die viel
in sich gesammelt haben und vieles davon nicht weitergegeben
haben, wie soll das auch gehen, da finde ich den Tod besonders
unannehmbar. Schrecklich, was mit jedem Menschen
stirbt. Vielleicht ist Schreiben das Einzige, was man
dagegensetzen kann.
In ihrem Nachruf
in der FAZ schrieb Ingeborg Harms: Sie konzentrierte sich mit
lutherischer Gewissenhaftigkeit auf das Gebrochene und emotional
Obdachlose, auf ein Unterholz deutscher Identifikationsfiguren,
in deren Scheitern sie Stärken sah, an die sich anknüpfen
ließ.
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